Sieben Spiele, 11 Punkte, Torverhältnis 24 zu 24. Auf den ersten Blick wirkt die 2.D-Jugend wie eine ganz gewöhnliche Nachwuchsmannschaft beim BSV 92. Doch hinter den schnöden Zahlen steckt weit mehr als ein 0815-Team. Mit Trainer Andreas Klatt schauten wir etwas genauer hin und entdeckten eine durchaus besondere Mannschaft.
Donnerstag, der 4. November 2021. An diesem kalten Herbsttag geschieht das, was tags drauf durch die Berliner Presselandschaft gehen wird. Von morgens bis abends schüttet es wie aus Kübeln. An einem Tag soviel wie sonst im ganzen Monat. Die Trainingsplätze auf dem Vereinsgelände wirken deutlich ausgedünnter als sonst. Auf Platz 2, dem durchtränkten und mit Pfützen übersäten Kunstrasen ist das anders. Hier trainiert die 2. D-Jugend mit 14 Kindern und lässt sich vom Wetter nicht beeindrucken. Für Coach Klatt ist damit ein großer Teil der eigenen Ansprüche an sich und seine Aufgabe erfüllt. „Unser Ziel ist ganz klar, dass wir in der Mannschaft mit Freude und Spaß bei der Sache sind. Dazu zählen explizit nicht nur die sportlichen Ergebnisse, sondern auch das Drumherum und die Stimmung im Team.“
Spieler mit Wurzeln aus zwölf unterschiedlichen Nationen
Eine Besonderheit der 2.D-Jugend ist das hohe Einstiegsalter. Viele der Jungs flogen erst vor Kurzem ins Storchennest und haben keine Erfahrungen bei anderen Klubs gesammelt. Ein Zustand, der durchaus ungewöhnlich ist, da die Jugendlichen normalerweise schon sechs bis sieben Jahre Vereinsfußball hinter sich haben. Der hohe Zulauf nach den Pandemie-Lockdowns ist hier sicherlich als Hauptfaktor auszumachen. Inzwischen gibt es einen Aufnahmestopp, um angemessenes Training gewährleisten zu können. Auch an Spieltagen ist die Kaderbreite eine Herausforderung. Die U13 darf nur 8 Feldspieler einsetzen. Wem könnte man den Frust der geringen Spielzeit verübeln? „Aber das ist das Bemerkenswerte in unserer Mannschaft“, erzählt der sichtlich stolze Trainer Andreas Klatt. „Auch die Spieler, die nicht eingesetzt werden drücken den anderen die Daumen. Es herrscht eine richtig gute Stimmung.“
Und das trotz oder gerade wegen einer außergewöhnlichen Nationendiversität. Fast alle Spieler sind gebürtige Berliner, kommen aber aus Elternhäusern aus sage und schreibe zwölf unterschiedlichen Herkunftsländern – unter anderem Rumänien, China, Uruguay, Ägypten und Ghana.
„Die Gemeinschaft besteht nicht nur zwischen Trainern und Spielern. Auch die Eltern gehören dazu“
Neben den sportlichen Lernprozessen ist für Klatt und seinen Trainerkollegen Edward John vor allem das Vermitteln von sozialen Kompetenzen wichtig. „Wir wollen als Trainerteam natürlich aufzeigen, was es heißt eine Mannschaftssportart zu betreiben. Insbesondere, wenn viele der Jungs das erste Mal im Verein spielen und noch keine Erfahrung auf diesem Gebiet haben. Uns sind der gegenseitige Respekt und die Wertschätzung innerhalb des Teams wichtig“.
Der 62-jährige studierte Betriebswirt nimmt dabei bewusst auch die Eltern in die Pflicht. An der ein oder anderen Stelle mute der Verein – analog zu einem Fitnessstudioabo – an wie ein Ort, an dem man die Kinder abgeben könne. Sobald dann aber familiäre Termine am Wochenende anstehen, werden Spielteilnahmen auch mal schnell abgesagt. Inzwischen sei man mit den Eltern auf einem guten Weg. Darüber hinaus konnte sogar ein Vater für Videoaufnahmen der Spiele gewonnen werden. „Das ist für uns natürlich Gold wert. Sowohl die Spieler als auch wir Trainer können dann nochmal nachvollziehen, was gut oder weniger gut gelaufen ist.“
Dass der Vater von zwei Töchtern mehr als „Dienst nach Vorschrift“ macht, wird deutlich, wenn man die Mannschaftsaktivitäten außerhalb des Spiel- und Trainingsplan betrachtet. Zuletzt gab es in den Herbstferien einen Tagesausflug in die Uckermark. Dort absolvierte die U13 zwei Spiele gegen Teams aus der Gegend von Angermünde. Sollte die Coronalage es zulassen, wird es eine kleine Weihnachtsfeier inkl. Bowlingturnier geben. „Das sind für uns Dinge, die sehr wichtig sind. Es ist eben mehr als der reine Fußball auf dem Platz. Ein gewisses Rahmenprogramm gehört dazu, um den Kindern soziale Teilhabe zu ermöglichen. Die Persönlichkeit aller wird so enorm gestärkt“ ist sich der selbstständige Leiter einer Versicherungsagentur sicher.
Und so wird auch heute wieder – egal bei welchem Wetter – mit Spaß und Freude gegen den Ball getreten. Beim Mini-Turnier der 2. D-Jugend rund um das Gastteam vom Friedenauer TSC. Andreas Klatt, Edward John und die bemerkenswerte U13 des BSV 92 freuen sich ab 13 Uhr über viele Zuschauer auf Platz 5.
Text: Hendrik Lüttschwager